Ich bin gut

Dass Harry Potter vor allem bei Kindern beliebt ist, dürfte bekannt sein. Da gibt es aber auch noch (vermeintlich) Erwachsene wie mich die sowohl die Bücher als auch die Filme auswendig kennen.


Das sieht man mir aber nicht an. Junger Mann, gepflegte Ausdrucksweise, normale Frisur, technisch versiert, unteres Kader. Und so einer kennt sich bei Harry Potter aus. Nicht mal die Kinder trauen mir das zu.

„Ich suche die Filmmusik von Harry Potter und zwar den dritten Teil“.
„Der Gefangene von Askaban meinst du? Mal sehen ob wir den hier haben, aktuell wäre ja der Feuerkelch“. 4 Sekunden verblüfftes Schweigen, sowohl Kind als auch Vater sehen mich entgeistert an. Ich rede also weiter: „Die Musik vom 4. Teil ist sowieso besser als die vom 3. Genau wie der Film selbst auch“.

Die Tochter ist inzwischen im Stadium der grenzenlosen Verehrung, der Vater eher in Panik. Das ist ein Thema bei dem er nicht mitreden kann.

Ein Griff ins Gestell und die richtige CD kommt zum Vorschein (Kunststück, hab sie selbst dahin getan). „Willst du reinhören, das 5. Lied ist das Beste“.

Klar will sie, kommt aber nicht dazu. Bis wir beim CD-Player sind haben wir längst Dumbledores Tod thematisch aufgegriffen. Der Vater ist schockiert, da stirbt jemand? Die Kleine entpuppt sich als geschickte Verhandlerin: „Mam hat gesagt, lesen sei gut für die Schule und wenn ich schon die Bücher kenne, darf ich auch die Filme sehen!“

Da ich ja nun definitiv als Kenner der Materie ausgewiesen bin, benutzt mich der Vater als Neutralen: „Ist der Film etwas für 10jährige? Ist das nicht zu schlimm?“

Meine persönliche Meinung ist Ja, aber die hat im Verkauf nix zu suchen, schließlich soll er dann die DVD kaufen. Meine Antwort: „Im Buch wurde das viel schlimmer dargestellt als im Film“. Diplomatisch, nicht? Es stimmt sogar. Ob das die Antwort war die der Vater hören wollte, bleibt fraglich.

Es gibt nichts besseres als Eltern die mit ihren Kindern einkaufen kommen. Der Trick besteht darin nicht die Eltern sondern die Kinder zu überzeugen. Die wissen dann am Besten wie sie ihre Eltern rumkriegen.

In unserem Fall bedeutet das, nebenbei das Veröffentlichungsdatum des Films zu erwähnen. Der 31. März. Geht ja nicht mehr so lange, wir haben ja schon Februar. Ob ich eine Reservation entgegen nehmen soll?

Die Reservation ist eigentlich völlig sinnlos, es hat immer genug Filme. Aber so erfahre ich die Telefonnummer und kann einen Tag vorher anrufen um die Eltern zu erinnern dass sie morgen bei mir Umsatz machen müssen.

Weiter geht’s: „Die Dritte CD nehme ich auch gleich auf die Reservation auf? Wär ja blöd wenn du nur 1, 2 und 4 hättest“? Wie gesagt: die Frage war an das Kind gerichtet. Es kommt noch besser, sie hatte noch gar keine CD und fragt deshalb ihren Schöpfer ob sie alle haben kann.

Jetzt muss man schnell reagieren: während der Vater noch überlegt gut sichtbar die CD’s auf dem Reservationszettel aufschreiben. Schließlich kann von einem guten Vater nur eine positive Antwort kommen. Wenn es da mal steht fällt die Entscheidung viel leichter, ist auch in diesem Fall so.

Aus ursprünglich 30.- Franken hab ich etwa 150.- gezaubert. Da soll mal einer sagen Harry Potter nütze mir nichts…

Cover der

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