Kleiner Fussmarsch

Ich dachte ich wäre etwa 20 Jahre älter bevor ich freiwillig auf eine Wandertour gehe.


Dann kam dieses Mail. Ein Kollege hatte die Idee eine Wanderung zu machen (übrigens derselbe der diese Idee hatte) und zwar in der Region Hasliberg.

Sonntag Morgen um 08.30 war Treffpunkt, 6 Wanderer und 2 Velofahrer werden auf 2 Autos verteilt und los geht die Fahrt. Nach einem Zwischenhalt in Luzern Neukirch zwecks Morgenessen wurde als weiteres Ziel Hasliberg bei der Gondelstation ausgemacht. Zu diesem Zeitpunkt wäre es wichtig gewesen zu wissen dass es auf dem Hasliberg nicht nur eine Gondelstation gibt.

Der Fahrer meines Autos interpretiert das Ziel als Meiringen. Die anderen jedoch sehen Hasliberg Bidmi als Ziel. Wir fahren also wieder zurück nach Brünigen. Zwischenzeitlich erreicht uns vom anderen Auto die Nachricht dass bis Bidmi nicht ohne Spezialerlaubnis gefahren werden kann. Also dann bis Hasliberg Reuti. Unsere Wanderroute hat sich verlängert noch bevor wir angekommen sind.

Etwas vor Halb Zwölf trifft man sich wieder, unser Zeitplan wird nach hinten korrigiert, da er aber ursprünglich eine grössere Lücke aufwies, ist das nicht so schlimm.

Wir verabschieden uns von den Velofahrern und peilen unser Ziel Mägisalp 645m weiter oben an. Der erste Kilometer war purer Horror. Ich hatte Mühe mit dem Atmen und mein Herz pochte wie wild. Zum Glück ging es nicht nur mir so. Plötzlich jedoch haben wir alle unseren Marschrhythmus gefunden und wir konnten unbeschwert die fantastische Landschaft und Aussicht bewundern.

Etwa eine Stunde später waren wir auf der Höhe Bidmi wo wir ursprünglich starten wollten. Da hatte es eine Weggabelung bei der wir wählen konnten ob wir unser Ziel in 30 Minuten oder einer Stunde 40 Minuten erreichen wollen. Da es uns allen wirklich gut ging haben wir uns für die längere Variante entschieden. Wir wussten auch nicht wie weit unsere Velofahrer schon waren.

Das haben wir etwa 40 Minuten später per SMS erfahren. Sie hatten das Ziel erreicht. Uns trennten laut Wandertafel noch eine halbe Stunde von ihnen. Tatsächlich benötigten wir aber nur noch 20 Minuten. Wir haben für die ganze Strecke 2 Stunden gebraucht.

Jetzt hatten wir natürlich Hunger. Bei perfektem Wetter genossen wir unsere diversen Rucksack-Verpflegungen. Das weitere Vorgehen wurde besprochen. Auf der Planplatten gibt es den AlpenTower, ein 360° Ausguck. Wegen Blasen entschieden sich zwei Mitglieder diesen Weg per Gondelbahn anzutreten. Vier furchtlose Wanderer und zwei wahnsinnige Velofahrer nehmen also diese weiteren 539 Höhenmeter unter die Füsse bzw. Räder.

Die ersten 30 Minuten verliefen Ereignislos und wir waren alle mehr oder weniger zusammen. Man konnte bereits von Anfang an das Ziel sehen da es in dieser Höhe keine Bäume mehr hat. Man läuft recht lange direkt darauf zu und hat das Gefühl den AlpenTower in kürzester Zeit zu erreichen. Dann zweigt der Weg aber ab und führt immer weiter nach links vom Ziel weg. Zudem wird er deutlich steiniger und alle paar Meter sind Baumstämme zur Befestigung quer zum Weg eingelassen. Ich stelle mir vor dass die Velofahrer daran nicht ihre Freude haben werden.

So langsam lassen die Kräfte nach, bei jedem der Gruppe etwas mehr oder weniger. Ohne das irgendwie vereinbart zu haben läuft nun jeder so schnell wie er es für richtig hält und wir verlieren uns aus den Augen. Teilweise sehen wir die Velofahrer vor uns, auch sie kommen nicht wirklich schnell vorwärts.

Die Freude wenn der Weg wieder nach rechts geht und den Blick auf das Ziel freigibt, hält nur kurz. Während der Pfad jetzt schon sehr steil ist, kann man deutlich erkennen dass er kurz vor dem Ziel noch viel steiler wird. Zu allem Übel ist auch etwas Eile angesagt da ich gesehen habe, dass die letzte Gondel um 16.15 Uhr ab Mägisalp fährt. Wir wollen da zwar nicht die Gondel nehmen aber von Planplatten nach Mägisalp schon. Wir treffen zwischen 15.40 und 15.55 Uhr ein.

Den Besuch im AlpenTower lassen wir aus, weniger wegen der Zeit sondern vielmehr weil niemand die Stufen da rauf gehen will. Während die Velofahrer jetzt die Abfahrt starten, gondeln wir Wanderer gemütlich wieder zurück zur Mägisalp.

Da angekommen, mieten wir uns Trottinetts und sausen damit runter bis nach Bidmi. Als eher ängstlicher Fahrer glaubte ich mich im hinteren Feld. Uns allen davon gefahren ist aber jemand der noch kurz vorher den Satz „Wir fahren dann aber nicht zu schnell, oder?“ von sich gegeben hat. Ich merkte dass ich schneller fahren kann als die anderen konnten oder wollten und versuchte daher sie noch einzuholen. Ich bekam sie zwar noch in Sichtweite musste mich aber mit dem 2. Platz begnügen.

Wie ich später erfuhr, haben die Velofahrer den Rest der Gruppe eingeholt und sind mit ihnen zusammen nach Bidmi gefahren. Während sie ihre Talfahrt noch fortsetzten sind wir per Gondelbahn bis runter zu unserem Ausgangspunkt Reuti gelangt. Total waren das 1184 Höhenmeter. Wanderzeit etwa 3 Stunden und 20 Minuten.

Wir dachten dass wir die Velofahrer nach kurzer Autofahrt einholen würden. Tatsächlich mussten sie aber in Sachseln sogar noch etwas auf uns warten. Wir beschlossen unterwegs noch was Essen zu gehen was wir dann in Hergiswil am See auch taten. Da bemerkte ich das erste Mal ein leichtes Kratzen im Hals ausserdem konnte ich einen Sonnenbrand im Nacken vorweisen.

Das Kratzen entwickelte sich über Nacht zu einer Halsentzündung der ich am Montag noch mit Lutschtabletten gegenüberstand mich dann aber am Dienstag mit etwas Fieber geschlagen geben musste.

Nicht zuletzt wegen des Wetters war es aber ein sehr schöner Tag und ich befürchte dass die nächste Wanderung nicht lange auf sich warten lässt.

Bilder von mir.
Bilder von flypat.

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